Im Internationalen Maritimen Museum Hamburg realisierten Laura Jakschas, Lena Kußmann und ich im Jahr 2011 das Projekt "Anne Bloody Mary". Museum und Theater zu verbinden war unser Ziel. Mit einem Stück über die beiden historischen Seefahrerinnen Anne Bonny und Mary Read gelang es.
Anne Bonny und Mary Read waren Piratinnen - und zwar im frühen 18. Jahrhundert, zu einer Zeit, als Frauen noch gar nicht öffentlich zur See fahren durften. Anfangs tarnten sie sich daher als Männer. Sie besegelten jede für sich die Weltmeere, bis sich auf dem Schiff von Piratenkapitän Jack Rackham ihre Wege kreuzten. Anne und Mary taten sich zusammen und verteidigten bald als tapferste Crewmitglieder das Schiff.
Die Theatermacherinnen Laura Jakschas und Lena
Kußmann stießen während eines Besuchs bei mir im Internationalen Maritimen Museum Hamburg auf diese historisch belegte Geschichte. Sie waren fasziniert von der abenteuerlichen Story und
entwickelten daraufhin ein abendfüllendes Theaterstück.
Das Besondere: Die Stückentwicklung fand im Museum statt. Ich führte in die Hintergründe der Ausstellung ein und gemeinsam bauten wir ein Konzept, das es möglich machen sollte, Theater im Museum
zu erleben - am Beispiel der Geschichte von Anne Bonny und Mary Read.
Ganz klar entschieden wir uns gegen klassisches 'Reenactment'. Die Piratinnen sollten keine bloßen Schablonen sein, die vor musealer Kulisse scheinbar authentisch Degen wetzten. So etwas, fanden
wir, könnte weder die Ausstellung wirklich beleben, noch echter Theatergenuss sein.
Deshalb setzten wir auf direkte Interaktion mit den Exponaten sowie auf vollwertige dramatische Charaktere. Anne Bonny und Mary Read sollten als volle dramatische Persönlichkeiten für das
Publikum erfahrbar sein und gleichzeitig sollten die BesucherInnen die ganze Ausstellung begehen und aktiv kennenlernen.
So schrieben, inszenierten und spielten Laura Jakschas und Lena Kußmann das Stück "Anne Bloody Mary", das sie an vier Abenden im Frühsommer 2011 im Internationalen Maritimen Museum Hamburg mit
großem Erfolg zur Aufführung brachten. Die zwei Seeräuberinnen nahmen das Publikum mit auf große Fahrt durch das Museum, erspielten sich jeden Raum und bauten die Exponate aktiv in ihre Dialoge
und live gesungenen Songs ein.
Nach 100 Minuten war man nicht nur auf Tuchfühlung mit zwei faszinierenden dramatischen Charakteren gegangen, sondern ebenso mit maritimer Geschichte anhand historischer Exponate.
Ein Film von Jonas Vietzke
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BildurheberIn: Sonja Mehner, Jonas Vietzke.